Nach dem Ende von Xylosolv in Deutschland war die Enttäuschung riesengroß. Nicht Produktionsmängel oder ein Unwirksamer Wirkstoff waren das Problem, sondern vielmehr Patentstreitigkeiten zwischen dem österreichischen Hersteller Sciotec und einem in Deutschland nicht näher bekannten Unternehmen. Aufgrund dieses Rechtsstreits wurde der Verkauf von Xylosolv am Ende gerichtlich untersagt, obwohl das unbekannte Unternehmen aus Deutschland kein Alternativprodukt auf dem Markt positioniert hat. Diese Geschichte löst bis heute noch Unverständnis aus, denn Xylosolv hat vielen das Leben erleichtert und großteils sogar dafür gesorgt, dass man wieder unbeschwert in den Tag hinein Leben konnte. Aber es ist nun mal wie es ist und daher müssen wir auf Xylosolv (obwohl inzwischen an eine deutsche Firma verkauft) weiter verzichten. Da trifft es sich gut, dass sich in Deutschland jetzt wieder eine Firma an das Thema eines Medikaments für Personen mit einer Fruktosemalabsorption heranwagt und ein Produkt mit dem Namen Fructaid auf den Markt gebracht hat, was sehr ähnlich wie Xylosol wirkt.

 Inhalt 

Bei Medikamenten muss man oft sehr genau hinschauen. Zum einen verstecken sich doch einige Zuckerarten in den Kapseln oder im Überzug von Tablette und zum anderen sind viele Punkte auf der Zutatenliste schlichtweg für uns Laien nicht verständlich. Daher schaue ich – obwohl das Produkt extra für unsere Zielgruppe entwickelt worden ist – doch etwas genauer hin. Fangen wir also mit der Zutatenliste an.

Zutaten: Cellulose, Hypromellose, Glucose-Isomerase, Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer-(1:1)-Dispersion 30 %, Talkum, Hydroxypropylmethylcellulose, Trehalose (Glucosequelle), Triethylcitrat, E 171

Dann schauen wir also mal genauer hin. Erster Stoff ist Cellulose und auf diesen Ballaststoff müssen wir nicht sonderlich achten. Er ist eigentlich sehr gut verträglich bei Fruktoseintoleranz.

Jetzt aber folgen die weniger verständlichen Stoffe. Hypromellose zum Beispiel…ist eigentlich nichts anderes als Hydroxypropylmethylcellulose (E464) und dieser Stoff ist für uns unproblematisch. HPMC, wie die Abkürzung davon ist, ist ein Vielfachzucker und wird eigentlich wieder relativ unverdaut ausgeschieden. In der Lebensmittelindustrie kommt dieser Stoff sehr häufig vor und ist ohne Höchstmengenbeschränkung für Lebensmittel uneingeschränkt zugelassen.

Methacrylsäure-Ethylacrylat-Copolymer ist ein schwieriger Stoff. Viel ist darüber nicht zu finden, aber es gibt auch so gut wie kein Medikament, was ohne die Stoff hergestellt wird. Soweit ich es verstehe, ist dieser Stoff für uns unbedenklich und sorgt dafür, dass die Magensäure die Tabletten/Kapseln nicht sofort komplett auflöst.

Talkum ist ein Silikat und gehört damit zur Gruppe der Salze und hat die Funktion, dass innerhalb der Fructaid Kapsel die eigentlichen Kügelchen nicht zusammenkleben. Der Stoff ist für uns ebenfalls unbedenklich.

Trehalose ist ein Zweifachzucker, der aus zwei Teilen Glucose besteht. Damit ist Trehalose für uns absolut unbedenklich und muss nicht weiter beachtet werden.

Triethylcitrat (E 1505) ist eine Art Citronensäure und wird als Aromaträger eingesetzt.

Der letzte Stoff auf der Liste ist eine E-Nummer ohne Namensnennung. Das aber ist uns egal, denn wir schlagen die Nummer E171 einfach mal nach und sehen, dass das Titandioxid ist. Dieser Stoff wird in der Lebensmittelindustrie oft als Farbstoff (weiß) eingesetzt und ist für den Verzehr unbedenklich.

Den wichtigsten Inhaltsstoff beschreiben wir allerdings erst am Ende. Die Glucose-Isomerase (richtiger Name laut Fachlexikon Xylose-Isomerase) ist ein Enzym und dafür verantwortlich, dass Fruktose in Glukose umgewandelt wird. Dazu wird die frei vorhandene Fruktose, also der Überschuss an Fruktose, so lange in Glucose umgewandelt, bis ein Gleichgewicht zwischen Glucose und Fructose hergestellt ist. Dieses Enzym ist unser großer Held, denn das alleine sorgt für die Wirkung von Fructaid.

Damit haben wir aber genug über die Inhaltsstoffe geschrieben und wir kommen damit nun zum nächsten Kapitel, der Wirkungsweise von Fructaid.

 Wirkungsweise 

Der vermutlich wichtigste Punkt in diesem Testartikel ist sicher die Wirkungsweise von Fructaid. Da ich aber kein Mediziner oder Biologe bin, erkläre ich die Wirkungsweise in meinen eigenen Worten und natürlich so einfach wie möglich. Nach der Einnahme von Fructaid gelangt der Wirkstoff Glucose-Isomerase zuerst in den Magen und anschließend von dort in den Dünndarm. Dort nun fängt das Enzym an zu arbeiten und genau hier muss es auch seine Wirkung entfalten, denn unsere Probleme gehen meistens vom Dünndarm aus. Sobald zusammen mit Essen von außen Fruktose zugeführt wird, wandelt die Glucose-Isomerase Fruktosemoleküle im Speisebrei in Glukosemoleküle um und zwar solange bis ein Gleichgewicht zwischen Fruktose und Glukose hergestellt ist.

Da gleichzeitig sehr viel Glukose durch den Körper absorbiert wird, herrscht permanent ein leichter Fruktose Überschuss. Da sich dadurch kein Gleichgewicht zwischen Fruktose und Glukose einstellt, wir die Umwandlung von Fruktose im Dünndarm durch das Enzym weiter vorangetrieben. Damit kommt auch unser beliebter Trick mit dem Traubenzucker zur Geltung, denn die Aufnahme von kleinen Mengen Fruktose funktioniert deutlich besser, wenn ein Traubenzuckerüberschuss im Körper vorhanden ist.

Das Ganze funktioniert natürlich nur so lange, wie Glucose-Isomerase vorhanden ist. Sobald diese verbraucht ist, funktioniert das Prinzip logischerweise nicht mehr.

 Einnahme / Anwendung 

Ein sehr wichtiger Punkt ist die richtige Anwendung von Fructaid, denn nur wenn man sich an bestimmte Vorgaben hält, kann man auch den gewünschten Effekt erzielen. Zuerst sollte an jedoch daran denken, dass Fructaid kein Medikament ist, was man perment über den ganzen Tag verteilt einnimmt. Dafür ist es zum einen zu teuer und zum anderen nicht wirklich effektiv eingesetzt. Seine Wirkung kann Fructaid nur entfalten, wenn von außen Fructose zugeführt wird, also durch das Essen. Daher ist empfohlen, dass ca. 5-10 Minuten vor einer Mahlzeit 1-4 Kapseln (je nach Härtegrad der eigenen FI) eingenommen werden. Zusammen mit dem Speisebrei gelangt Fructaid später in den Dünndarm und wandelt dort Fruktose in Glukose um.

Eine große Schwierigkeit ist, die richtige Dosierung zu finden. Da man mit medizinischen Mitteln derzeit nicht messen kann, wie viel Fruktose man selber wirklich verträgt, muss man lernen, dies abzuschätzen. Soll heißen, es geht mal wieder an das Ausprobieren. Reicht eine Kapsel, braucht man zwei oder noch mehr? Die Frage dabei ist auch, wieviel Gramm Fruchtzucker eine Kapsel Fructaid umwandeln kann. Hierzu gibt es bisher keine offiziellen Angaben und der Hersteller will die Frage danach mit dem Verweis auf individuelle Abhängigkeiten nicht konkret beantworten. Jedoch wurde mir zwischen den Zeilen gesagt, dass man sich allgemein an den Werten von „glucoseisomerasehaltigen Produkten“ orientieren kann und damit wäre dann eine Umwandlung von ca. 6 Gramm Fruktose in Glukose möglich.

Pro Mahlzeit wird empfohlen, die Menge von vier Kapseln nicht zu überschreiten und die Tagesdosis von 10 Kapseln ebenfalls einzuhalten.

 Verträglichkeit 

Nachdem wir über die Wirkungsweise Bescheid wissen, testen wir mal die Verträglichkeit. Wie wir schon wissen kann ja eigentlich nicht viel passieren, jedoch will ich ja auch sehen, ob Fructaid auch eine positive Wirkung auf mich und den Verzehr von einigen fructosehaltigen Lebensmitteln hat. Für den Test habe ich zuerst wie empfohlen eine Kapsel Fructaid zusammen mit etwas Wasser eingenommen und anschließend nach ca. 10 Minuten Wartezeit einen Apfel gegessen. Dazu kann ich gleich sagen, dass ich bei einem Apfel relativ schnell Symptome zeige und immer sehr lange von diesem Apfel etwas hatte. Daher habe ich auch schon sehr lange keinen Apfel mehr gegessen, doch für den Test heute scheint mir das Obst mehr als ideal. Selbst nach einiger Zeit merke ich immer noch keine großen unangenehmen Auswirkungen und so kann ich sagen, dass der Selbsttest erst mal bestanden ist. Fructaid scheint im Verdauungstrakt erfolgreich eingegriffen zu haben und scheint die Fruktose des Apfels zu großen Teilen in Glukose umgewandelt zu haben, ganz nach Plan.

Ein Hinweis für alle, die an einer angeborenen hereditären Fructoseintoleranz leiden. Für Euch ist Fructaid leider nicht geeignet, Ihr dürft es nicht einnehmen!

 Patent & Zulassung 

Da in der Vergangenheit durch diverse Patentstreitigkeiten ein Konkurrenzprodukt mehrfach vom Markt genommen werden musste, haben wir mit dem Hersteller Pro Natura aus Bad Vilbel Kontakt aufgenommen und genau dieses Problem angesprochen. Als Antwort haben wir folgendes erhalten.

Das Produkt ist in Deutschland patentiert. (Antwort des Herstellers Pro Natura)

Dies ist ein großer Vorteil für Fructaid, denn das frühere Konkurrenzprodukt Xylosolv wurde in Österreich patentiert und dort zugelassen. Da in Deutschland jedoch das Patent bereits für die Fruktose-Glukose Umwandlung bereits besetzt ist, waren Streitigkeiten vorprogrammiert. Dies kann hoffentlich mit der Zulassung in Deutschland nicht mehr passieren.

Aufgefallen ist mir ebenfalls, dass Fructaid mit dem Slogan „Weltweit einziges Produkt zur Verhütung bzw. Linderung von Verdauungsbeschwerden, die durch Fructose-Malabsorption ausgelöst werden.“ wirbt. Was aber war mit den Vorgängerprodukten? Sie hatten doch die gleiche Wirkungsweise und wurden deshalb ja auch gerne gekauft. Das aber ging nur durch einen kleinen Trick, in dem man das Patent für eine andere Wirkung patentieren lies. Xylosolv sollte eigentlich die Blutfettwerte senken und so ganz nebenbei wurde eben auch Fruktose in Glukose umgewandelt. Darauf hat der österreichische Hersteller auch immer hingewiesen, jedoch wurde dieses Konstrukt irgendwann auch der Grund der Streitigkeiten in Deutschland.

 Einkaufen 

Im Gegensatz zu Xylosolv ist Fructaid relativ günstig. Für nur knapp 37 Euro bekommt Ihr 120 Kapseln und seid damit für einige Zeit vollkommen eingedeckt mit den Medikament/Nahrungsergänzungsmittel. Nach dieser guten Nachricht gibt es weiteren Grund zur Freude, denn Fructaid ist in Deutschland patentiert und in jeder Apotheke (evtl. muss es bestellt werden) erhältlich. Natürlich kann Fructaid auch im Internet bei diversen Online-Apotheken bestellt werden. Eine Auswahl davon findet Ihr hier:

 

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