„Sie haben nur einen nervösen Magen. Haben Sie momentan Stress?“ Nein. Ich wollte einfach nicht glauben, dass einzig meine Psyche daran Schuld haben sollte, dass es mir seit so langer Zeit schlecht geht. Ein Reizmagen mag ja in einigen Fälle zutreffen, aber wieso ist es heutzutage die Lieblingsdiagnose der Ärzte, jegliche Schmerzen auf Stress oder Überforderung zu schieben?

Nach einer halbherzig verordneten Karenzzeit von zwei Wochen habe ich auf Histamine, Laktose, Fructose, Glukose und Gluten verzichtet. In der Zeit war ich sicher unausstehlich, es ging mir ja selbst ziemlich auf die Nerven, plötzlich nichts Spassiges mehr essen zu dürfen. Während den Tests habe ich irgendwann angefangen, mir zu überlegen, welche Lebensmittel-Unverträglichkeit mich im Alltag wohl am wenigsten einschränken würde. Laktoseintoleranz war mein Favorit. Jedes halbwegs gescheite Lädchen führt schließlich laktosefreie Produkte.

Aber auf einmal war die Diagnose da, auf die ich über ein halbes Jahr gewartet, aber nicht wirklich gehofft habe. Mein Arzt fasste sich kurz: „Ja. Sie vertragen Fructose nicht.“

Seit kurzem versuche ich, fructosefrei zu leben. Der erste Besuch im Lebensmittelladen meines Vertrauens führt zur kompletten Überforderung. Was bedeuten die Begriffe auf der Schinkenpackung? Gibt es überhaupt Müsli ohne Honig? Xyli-, Manni-, Saccha-,…. Was?! Jeder, der mit frohem Mut – aber ohne jegliches Fachwissen – den ersten Gang zur Lebensmittelbeschaffung angetreten hat, wird wissen, wie ich mich gefühlt habe.

Mir fiel es direkt schwer, das Obst links liegen zu lassen. Doch ich habe es geschafft, den spontanen Heisshunger auf einen Apfel zu unterdrücken. Dabei sind Äpfel noch nicht einmal mein Lieblingsobst. Tja, so ist das halt, wenn man etwas nicht mehr darf. Das Verbotene ist immer richtig interessant. Nicht umsonst hat Gott Adam und Eva aus dem Paradies geschmissen – die haben schließlich von der bösen (und für mich nun ebenfalls verbotenen) Frucht genascht. Ich werde mir jetzt kein Beispiel an Adam und Eva nehmen und das mit dem Garten Eden nochmal versuchen – diesmal eben ohne Apfel.